Gewerbeverein Ebnat-Kappel

 

Über uns

120 Jahre jung


Wir gratulieren unserem Gewerbeverein

Am Sonntagnachmittag, den 12.Januar 1890 versammelten sich die Meister des Handwerker-Vereins Kappel-Ebnat im Ebnater „Ochsen“ zur Gründung eines neuen Vereins: des Gewerbe-Vereins Ebnat-Kappel. Schon sie konnten auf eine stabile fünfzigjährige Vereinstätigkeit zurückblicken, die in ihren Anfangsjahren bestand aus 13 Schustern, 5 Schmieden, 2 Zimmerleuten, 2 Schneidern, 2 Färbern, je einem Wagner, Metzger, Sattler und Schreiner. Der Hauptzweck dieses Gesellenvereins galt ursprünglich der Absicherung der sozialen Fürsorge seiner Mitglieder bei Krankheit, Unfall oder sonstigen Notlagen. 1870 entstand ein erweiterter Handwerkerverein, dessen Kommission sich aus fünf Meistern und fünf Gesellen zusammensetzte, paritätisch aus den beiden Gemeinden. Die Statuten unterlagen stets der Kontrolle und Genehmigung der Gemeinderäte.

Der neue Verein


20 Jahre später wurde dieses Handwerkerbündnis aufgehoben und der „Gewerbeverein Ebnat-Kappel“ gegründet, der nun auch Händler, Wirte und Dienstleister zu seinen Mitgliedern zählte. (1910 wurde die Suva gegründet, ein Meilenstein in der Unfallvorsorge der Handwerker). Die Statuten der Gewerbler hatten 1920 folgende Zwecke zum Inhalt: 

- Eine kräftige Organisation des gesamten Handwerker-, Gewerbe- und Handelsstandes(Detaillisten)

- Gemeinsame Förderung der geistigen und materiellen Interessen aller Berufsarten.

- Hebung und Unterstützung der gewerblichen Fortbildungsschule

- Herbeiführung des kollegialen Verhältnisses zwischen sämtlichen Gewerbetreibenden 

Innerer Zusammenhalt, Solidarität und Nachwuchsförderung hatten nun höchste Priorität.

Organisation und Leitung hatten sich professionalisiert und entsprachen kantonalen Richtlinien.

Die wirtschaftliche Bedrohung


ist schleichender Natur

Die darauf folgenden krisengeschüttelten Dreissigerjahre und die lange Kriegszeit sollten diese Werte immer wieder mit zermürbender Hinterfragung und harten Zerreissproben auf ihre Gültigkeit testen, waren doch die Gewerbe in den Gemeinden für die Versorgung der Menschen, den Erhalt der Infrastrukturen unabdingliche Lebensnotwendigkeit. Aber viele Meister und Arbeiter wussten selbst kaum mehr, wie sie in diesen Zeiten ihre Familien ernähren sollten. Zur immensen Bedrohung wurde den altbewährten, individuellen Gewerbeeinrichtungen nun auch der unaufhaltsame Vormarsch der Industrie, der Massenproduzenten und –verteiler auf dem Markt. Warenhäuser, Konsumvereine, Epa, Migros, Kaffeegeschäfte, der Grosshandel mit Importwaren aus Übersee nahmen Überhand. Ausser den wirtschaftlichen Erschwernissen nach dem Börsensturz von 1929 gerieten die Detaillisten auch durch sie in grösste Bedrängnis. Der Bund erliess Arbeitsbeschaffungsprogramme und sprach Subventionen im Baubereich, aber „nur für Betriebe, die durch die Wirtschaftskrise in Not geraten sind, sich aber noch in einer Lage befinden, die ein Durchhalten erhoffen lässt.“ Die Vortragsthemen in den Vereinsanlässen hiessen nun „Warenhausbeschluss/ Unser Kampf gegen die grosskapitalistischen Unternehmen/ Bundesgesetz über den unlauteren Wettbewerb/ Wirtschaftsartikel der Verfassung für Handels- und Gewerbefreiheit und v.a.m. Mit dem neuen „Gesetz für die Ruhezeiten der Berufsarbeiter“ tauchte am Horizont auch das Gespenst der „Schwarzarbeit“ auf. Man werkte, sorgte sich und idealisierte auch: Ein Freilicht-Theater, das die schwere Krisenlage und Nöte der verschiedenen Stände schilderte, machte Furore: „Der Neue Bund“ hiess es, und sein Credo lautete: „Wir stehen gemeinsam in Glück und Gefahr auf der Heimat heiligem Grund“ – ganz im damaligen völkischen Tenor gehalten.

Die Kriegsjahre


Emil Brunner, amtierender Präsident der Ebnat-Kappler-Gewerbler hatte einen schweren Stand und führte den Verein mit Zuversicht und Offenheit durch jene politisch heiklen Jahre. In seinem Jahresbericht 1944 schreibt er: „Politisch spitzen sich die Kriegsverhältnisse zu. Die drohenden wirtschaftlichen Verhältnisse sind schleichender Natur. Von diesem und jenem Produkt ist noch soviel vorhanden und morgen fehlt überhaupt das Rohmaterial...Und da ist der dringende Wunsch, dass wir endlich besseren Zeiten entgegen gehen können und weiterhin vor den Greueltaten des Krieges verschont bleiben.“ Angst hatte man auch, wenn man den Blick in eine Zukunft der Nachkriegsjahre richtete: „Eine grosse Güternachfrage kleiner Einkommensklassen wird vorhanden sein. Der kapitalistische Massengeist wird sich mit grossem Geschick auf die massen- und serienweise Befriedigung dieser kleinen Einkommensklasse stürzen, die damit nur noch weiter und tiefer in den Materialismus gezwungen wird.“ Dr.Emil Anderegg, langjähriger Präsident der Gewerbeverbände der Kantone St.Gallen und Appenzell ruhte nicht mit Zuspruch, Aufforderung zu Innovationen, zu besserem Zusammenhalt, Änderungsbereitschaft, sparte nicht mit Lob für alles Gelungene, Gute, erhalten Gebliebene, den „unerschütterlichen Selbsthilfewillen des Mittelstandes in Handwerk, Gewerbe und Detailhandel“. Er rief auf zur positiven Auseinandersetzung zwischen Produzenten und Konsumentenschaft, die sich „feindlich, bis an die Zähne bewaffnet gegenüber stehen“. „Die Kosumenten sind das Kind der Produzenten. Sie sind weder boden-, noch werk-, noch absatzgebunden!“ Seine Bemühungen richteten sich unermüdlich an das konstruktive Denken, die positive Haltung in einer wirtschaftlich üblen Zeit mit ungewisser Zukunftsperspektive.

Eine Weihnachtsausstellung?


Im November 1945 wurde im Gewerbeverein Ebnat-Kappel eine Kommission gebildet zur Durchführung einer Weihnachtsausstellung. Man wollte sich konstruktiv in das Marktgeschehen einbringen und einigte sich auf eine „Weihnachtszeitung“ als 4-seitige Beilage in den Toggenburger Nachrichten Ein Jahr später wurde ein Schaufenster-Wettbewerb mit Verlosung inszeniert, der überaus grossen Anklang in der Bevölkerung fand und als Tradition auch weitergeführt wurde. Bald brachen die innovativen Fünfzigerjahre an: 1954 kam eine Gewerbe-Ausstellung zustande, die grosse und nachhaltige Begeisterung auslöste: „Ebnat-Kappel stellt aus“, hiess sie. Und wieder wurde im Zusammenhang mit den Gewerbevereinen anderer Toggenburger Gemeinden die Weihnachtsausstellung ins Auge gefasst, schliesslich eingerichtet und seither als Tradition auch aufrecht erhalten.

Der Industrieboom


Anfangs der 1960er Jahre hielt der Hochkonjunktur-Boom Einzug in ganz Europa. EFTA und EWG wurden gegründet. Auch die Schweizer Industrie expandierte, schrie nach Arbeitern, die dann scharenweise ins Land einreisten. Die Einwohnerzahlen stiegen, die Löhne erhöhten sich, die Kaufkraft in der Bevölkerung wuchs. Selbstbedienung war ein Marktschlager. Jedermann automobilisierte sich. Und daraus entwickelten sich neue Kaufs- und Verkaufsgewohnheiten. Shopping-Centers schossen wie Pilze aus dem Boden, die Grossverteiler vermehrten und erweiterten ihre Geschäfte, der Detailhandel konzentrierte sich zu Einkaufszentren in grösseren Gemeinden und Stadtteilen.

Das Lädelisterben


Gnadenlos setzte das Lädelisterben ein in den Weilern, den kleinen und grösseren Gemeinden, aber auch in Stadtvierteln und –agglomerationen. Unzählige Bäckereien, Metzgereien, Kolonialwaren-, Kleider- und Schuhgeschäfte mussten nach und nach ihre Pforten schliessen. Und wenn man bedenkt, wie viele Handwerkerberufe sich durch die anhaltend wachsende Industrialisierung schon zuvor erübrigt hatten, wie viele Wagner, Gerber, Kürschner, Färber, Schneider, Schuster, Müller, Schmiede, Bierbrauer, Buchbinder etc. es „gar nicht mehr brauchte“, sah man schon damals, wie unwiderruflich sich das Bild der gesellschaftlichen Zusammenhänge, Werte und Auseinandersetzungen wandelte.

Auch die Siebzigerjahre (mit ihrem Ölkrisenknick) waren noch geprägt von wild wuchernder Wirtschaftlichkeit, gefolgt vom Fusionierungsfieber zu Megakonzernen und Rationalisierungsmassnahmen, die in den Neunzigern schliesslich zum anhaltenden Einbruch des Arbeitsmarktes, zum sozialen Auseinanderdriften der Einkommensschere führten.

Zum 100Jährigen


 Urs Brunnschweiler, damals amtierender Präsident des Gewerbevereins Ebnat-Kappel schrieb zur Gegenwart und Zukunft des einheimischen Gewerbes:“ Die Fähigkeit, Veränderungen in der Entwicklung zu erkennen und sich darauf einstellen zu können ist der wichtigste Grund dafür, dass auch 100 Jahre nach dem Aufkommen der Industrialisierung eine grosse Zahl von Gewerblern nach wie vor erfolgreich kleinere oder mittelgrosse Betriebe führen. Ein vielseitiges Gewerbe ist ein Teil der Infrastruktur der Gemeinde. Das bedeutet nicht nur ein vielseitiges Angebot an Dienstleistungen, handwerklicher Arbeit aller Art, sondern auch ein breites Angebot an Konsumgütern.“ Und für die Zukunft? Hier sah U.Brunnschweiler den vermehrten Kampf um die Gunst der Kunden und die Geschäftspartner. Kleine Betriebseinheiten lägen zwar nicht im Zukunftstrend des europäischen Wirtschaftsraumes. Trotzdem sei er überzeugt, dass die grosse Beweglichkeit und der Wille zur persönlichen Unternehmerleistung das Gewerbe die Schwelle ins Jahr 2000 mit Erfolg überschreiten lasse.

Zum 120Jährigen


Der heutige Vereinsvorsitzende, Hanspeter Stäheli, blickt in eine „andere Gegenwart“ der Marktsituation, der Arbeitsverhältnisse, der Vereinstätigkeit. Und doch: „Die kleinen und mittleren Unternehmen sind nach wie vor einer der wichtigsten Zweige der Schweizer Wirtschaft“, stellt er fest , „und der schweizerische und die kantonalen Gewerbeverbände nehmen ihre wesentlichen Funktionen und Ämter wahr, pflegen und fördern ihre Vereine mit Unterstützung und Zusammenarbeit. Auch den vom Bund seit geraumer Zeit auferlegte Mehraufwand an administrativen Umtrieben, den immer komplexer und komplizierter zu bewältigenden Aufgaben wurde mit Kritik begegnet. Heute ein Unternehmen zu führen ist nicht leichter als früher. Die riesigen Angebotsverhältnisse der Schnell- und Billiganbieter stellen einen ungeheuren Konkurrenzdruck dar; die wild (manchmal täglich) wechselnden Preise beeinträchtigen die konstante Einrichtung des Händlers,“ meint er weiter. Um als Kleinunternehmer immer noch autonom und zufriedenstellend geschäften zu können, brauche es auch heute die Pflege der guten, treuen Kundschaft, den zuverlässigen Service, kompetentes Beratungs-Knowhow, die Bereitschaft auch mal zu ausserordentlichen „Nothilfen“. Das mache die Vertrauenswürdigkeit aus, die dem Konsumenten mit Qualitätsbewusstsein einen zufriedenstellenden Einkauf und einwandfreie Arbeitsleistungen zusichere und ihn zum treuen Kunden machten, ist er überzeugt. Was sich der Präsident vereinsintern noch erhofft, wäre eine „fühlbarere“ Solidarität, ein etwas besseres Engagement auch von Handwerkern, dem Baugewerbe und anderen Dienstleistern für gemeinsame Unternehmungen, Aktivitäten oder Ausstellungen, womit doch der Verein wieder etwas mehr Schwung und Elan bekommen würde. Und wie war das mit der Weihnachtsausstellung, die 1945 erstmals ins Auge gefasst wurde? Doch, die diesjährige ist die siebenunddreissigste !

M.Gabrielli

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